Zwei Tage im Salzkammergut

Es passieren schon kuriose Dinge. Ich werde eingeladen, in Schloss Kammer einen Einführungsvortrag für ein Konzert mit Thomas Hampson zu halten – das mach ich natürlich gerne. Vor Beginn stehe ich bei der Kassa, ein älterer Herr erscheint und steuert sofort auf mich zu: „Frau Doktor, Sie werden mich wohl nicht erkennen, wir haben uns vor 30 Jahren gesehen.“ Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung hab – er klärt die Situation auf: „Ihr schönes Haus ist unter Wasser gestanden, und ich war der Gutachter der Versicherung.“ Stimmt: 2002 hatten wir einen veritablen Rohrbruch in St. Gilgen. Nicht 30, aber fast 20 Jahre… Und besagter Herr erinnert sich an viele Details und ist voll des Lobes für die Baufirma, die wir damals beauftragten, denn es gab nichts, was beanstandet werden konnte. Offenbar eine sehr seltene Situation.

Das alles erzählt er mir mit dem Hinweis, dass er meine Karriere schon immer verfolge. Er selbst spielt Klavier und hat ein Buch geschrieben über die Entwicklung der Klaviertechnik und den damit zusammenhängenden Fortschritten der Kompositionsmöglichkeiten. Was für eine spannende Begegnung.

Einen Tag später ein ähnliches Setting: Wieder spielt die Wiener Akademie unter Martin Haselböck, Thomas Hampson singt Dvorak auf Tschechisch in der Bad Ischler Pfarrkirche. Ich habe keine Karte und werde einem Herrn ans Herz gelegt, der eine Karte übrighat. Er sei Verleger, wird mir leise zugeflüstert, der Besitzer des Manzverlages. Wir unterhalten uns angeregt, seine Cousine ist eine Kinderfreundin meiner Mutter – so ergibt eines das andere.

Wir steigen empor auf die Empore der Kirche – und neben mit sitzt eine Dame, die mich herzlich begrüßt. Sie sei Gudrun, die Freundin von Thomas und Eva. Mein Hirn rattert und weiß rasch, wen sie meint. Und sie stellt mich einer Freundin vor, die auf ihrer anderen Seite sitzt. Darauf wird die Dame, die daneben sitzt, hellhörig und meint, sie hätte mein Ischlbuch auf ihrem Nachtkasterl liegen. Das freut mich natürlich immer. Ich unterhalte mich indessen mit meinem Begleiter, der das Programm des Konzertes aufgeschlagen hat und – auf meinen Namen deutend – meint, dass dies ein großartiger Vortrag gewesen sei. Ich bedanke mich mit den Worten: „Das war ja ich!“ Die Schrecksekunde der Peinlichkeit übergeht er grandios und bietet mir sofort das Du-Wort an. So findet man neue Freunde.

Nach dem ersten Stück überlege ich, wer denn der Herr neben meinem neuen Freund ist – und einen Platz weiter sitzt eine Kollegin aus Ischl, die gleich sagt, dass sie gerade von mir gesprochen hätte und erstaunt sei, dass ich Markus Kupferblum nicht kenne. Natürlich! Der Herr ist der Regisseur von Pariser Leben! Wir machen ein Treffen am Freitag aus und ich komm natürlich am Samstag zur Premiere.

Noch habe ich die Sitzreihe nicht verlassen – drei Personen neben mir auf jeder Seite eröffnen neue Dimensionen. Denn nach dem Konzert kommt die Dame ganz rechts von mir wieder auf mich zu. Ihrer Familie gehört die Villa Fritzi in Ischl, sie ist die Nachkommin der Familie Mahler und besitzt auch noch deren Gästebuch. Was für ein Zufall, denn sie lebt heute in Texas. Auch wir vereinbaren ein Treffen, das wohl allen Seiten mehr Wissen vermitteln wird.

Ich muss erst lernen, mit dieser geballten Vernetztheit, die ich ja liebe, umzugehen – genau das ist es, was ich ja erreichen möchte. Auch das ist ein Teil der Sommerfrische.

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Zwei Tage im Salzkammergut

Es passieren schon kuriose Dinge. Ich werde eingeladen, in Schloss Kammer einen Einführungsvortrag für ein Konzert mit Thomas Hampson zu halten – das mach ich natürlich gerne. Vor Beginn stehe ich bei der Kassa, ein älterer Herr erscheint und steuert sofort auf mich zu: „Frau Doktor, Sie werden mich wohl nicht erkennen, wir haben uns vor 30 Jahren gesehen.“ Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung hab – er klärt die Situation auf: „Ihr schönes Haus ist unter Wasser gestanden, und ich war der Gutachter der Versicherung.“ Stimmt: 2002 hatten wir einen veritablen Rohrbruch in St. Gilgen. Nicht 30, aber fast 20 Jahre… Und besagter Herr erinnert sich an viele Details und ist voll des Lobes für die Baufirma, die wir damals beauftragten, denn es gab nichts, was beanstandet werden konnte. Offenbar eine sehr seltene Situation.

Das alles erzählt er mir mit dem Hinweis, dass er meine Karriere schon immer verfolge. Er selbst spielt Klavier und hat ein Buch geschrieben über die Entwicklung der Klaviertechnik und den damit zusammenhängenden Fortschritten der Kompositionsmöglichkeiten. Was für eine spannende Begegnung.

Einen Tag später ein ähnliches Setting: Wieder spielt die Wiener Akademie unter Martin Haselböck, Thomas Hampson singt Dvorak auf Tschechisch in der Bad Ischler Pfarrkirche. Ich habe keine Karte und werde einem Herrn ans Herz gelegt, der eine Karte übrighat. Er sei Verleger, wird mir leise zugeflüstert, der Besitzer des Manzverlages. Wir unterhalten uns angeregt, seine Cousine ist eine Kinderfreundin meiner Mutter – so ergibt eines das andere.

Wir steigen empor auf die Empore der Kirche – und neben mit sitzt eine Dame, die mich herzlich begrüßt. Sie sei Gudrun, die Freundin von Thomas und Eva. Mein Hirn rattert und weiß rasch, wen sie meint. Und sie stellt mich einer Freundin vor, die auf ihrer anderen Seite sitzt. Darauf wird die Dame, die daneben sitzt, hellhörig und meint, sie hätte mein Ischlbuch auf ihrem Nachtkasterl liegen. Das freut mich natürlich immer. Ich unterhalte mich indessen mit meinem Begleiter, der das Programm des Konzertes aufgeschlagen hat und – auf meinen Namen deutend – meint, dass dies ein großartiger Vortrag gewesen sei. Ich bedanke mich mit den Worten: „Das war ja ich!“ Die Schrecksekunde der Peinlichkeit übergeht er grandios und bietet mir sofort das Du-Wort an. So findet man neue Freunde.

Nach dem ersten Stück überlege ich, wer denn der Herr neben meinem neuen Freund ist – und einen Platz weiter sitzt eine Kollegin aus Ischl, die gleich sagt, dass sie gerade von mir gesprochen hätte und erstaunt sei, dass ich Markus Kupferblum nicht kenne. Natürlich! Der Herr ist der Regisseur von Pariser Leben! Wir machen ein Treffen am Freitag aus und ich komm natürlich am Samstag zur Premiere.

Noch habe ich die Sitzreihe nicht verlassen – drei Personen neben mir auf jeder Seite eröffnen neue Dimensionen. Denn nach dem Konzert kommt die Dame ganz rechts von mir wieder auf mich zu. Ihrer Familie gehört die Villa Fritzi in Ischl, sie ist die Nachkommin der Familie Mahler und besitzt auch noch deren Gästebuch. Was für ein Zufall, denn sie lebt heute in Texas. Auch wir vereinbaren ein Treffen, das wohl allen Seiten mehr Wissen vermitteln wird.

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