Seit sicher 25 Jahren wünsche ich mir, den Schauspieler August Zirner kennenzulernen – das hat mehrere Gründe, abgesehen davon, dass ich irgendeine Sympathie für ihn empfinde. Ein anderer Grund ist die von mir sehr geliebte Schriftstellerin Gina Kaus, die mit der Familie Zirner verwandt ist. Und weiter geht es mit dem Kaufhaus Zwieback, das mondän und erstrangig war – das erinnert mich an die Franzi und die Toni, die ich nur unter diesem Namen aus den Erzählungen meiner Tante Babette kannte – doch wie sollte ich sie finden? Ein Zufall kam mir zu Hilfe – sie sind die Neumanns, die ein Warenhaus auf der Kärntnerstraße besaßen. Die wunderbare Toni ist vor 10 Tagen in Amerika gestorben, an dem Tag, an dem ich eine Reise plante mit Zwischenstopp in Washington, um sie zu besuchen.
Am 1. März treffe ich im Geschäft eine Kollegin, die mich wegen meiner Habil berät und mir schon immer eine große Stütze ist. Wir sitzen im Büro, doch gehe ich nach vorne, um nach dem Rechten zu sehen – und sehe August Zirner. Ich spreche ihn nicht an – bin ja kein Fangirl – und berate sachlich. Gehe zurück und komme wieder. Er begrüßt mich mit den Worten: Ich wußte ja nicht, dass Sie das sind! Wir kommen ins Reden und können kaum mehr aufhören. Ich schenke ihm mein „Damals war Heimat“-Buch, denn das Titelbild zeigt eine Szene im Kaufhaus Zwieback. Und wir versichern uns gegenseitig, dass wir uns viel zu spät kennengelernt haben. Aber was soll’s: Endlich ist es geschehen! Ich geb ihm meine Karte und Montag ruft er mich an, voller Glück über das Annemarie Selinko-Kapitel. Was für eine Freude. Wir duzen einander ganz selbstverständlich und kommen vom Hundertsten ins Tausende, von den Schwierigkeiten, die Zwieback-Familiengeschichte zu schreiben bis zu Franz Schmidt, dessen Musik ich hypertroph nenne – plötzlich überlegen wir beide, was das eigentlich bedeutet: ein Übermaß aufweisend; übersteigert, überzogen, übermäßig
Wie eigenartig, plötzlich wieder einen Seelenverwandten gefunden zu haben, von dem man schon so lange wusste – wir lassen nicht locker: Ein Kaffee und ein Abendessen werden gleich vereinbart. Es ist erstaunlich – oder auch nicht: Er ähnelt Milo, was ich immer annahm und nun bestätigt fühle. So viele Ähnlichkeiten, der Beruf, die Gespräche, Gedanken, Handlungen. Vertraut und familiär und beglückend.
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Seit sicher 25 Jahren wünsche ich mir, den Schauspieler August Zirner kennenzulernen – das hat mehrere Gründe, abgesehen davon, dass ich irgendeine Sympathie für ihn empfinde. Ein anderer Grund ist die von mir sehr geliebte Schriftstellerin Gina Kaus, die mit der Familie Zirner verwandt ist. Und weiter geht es mit dem Kaufhaus Zwieback, das mondän und erstrangig war – das erinnert mich an die Franzi und die Toni, die ich nur unter diesem Namen aus den Erzählungen meiner Tante Babette kannte – doch wie sollte ich sie finden? Ein Zufall kam mir zu Hilfe – sie sind die Neumanns, die ein Warenhaus auf der Kärntnerstraße besaßen. Die wunderbare Toni ist vor 10 Tagen in Amerika gestorben, an dem Tag, an dem ich eine Reise plante mit Zwischenstopp in Washington, um sie zu besuchen.
Am 1. März treffe ich im Geschäft eine Kollegin, die mich wegen meiner Habil berät und mir schon immer eine große Stütze ist. Wir sitzen im Büro, doch gehe ich nach vorne, um nach dem Rechten zu sehen – und sehe August Zirner. Ich spreche ihn nicht an – bin ja kein Fangirl – und berate sachlich. Gehe zurück und komme wieder. Er begrüßt mich mit den Worten: Ich wußte ja nicht, dass Sie das sind! Wir kommen ins Reden und können kaum mehr aufhören. Ich schenke ihm mein „Damals war Heimat“-Buch, denn das Titelbild zeigt eine Szene im Kaufhaus Zwieback. Und wir versichern uns gegenseitig, dass wir uns viel zu spät kennengelernt haben. Aber was soll’s: Endlich ist es geschehen! Ich geb ihm meine Karte und Montag ruft er mich an, voller Glück über das Annemarie Selinko-Kapitel. Was für eine Freude. Wir duzen einander ganz selbstverständlich und kommen vom Hundertsten ins Tausende, von den Schwierigkeiten, die Zwieback-Familiengeschichte zu schreiben bis zu Franz Schmidt, dessen Musik ich hypertroph nenne – plötzlich überlegen wir beide, was das eigentlich bedeutet: ein Übermaß aufweisend; übersteigert, überzogen, übermäßig
Wie eigenartig, plötzlich wieder einen Seelenverwandten gefunden zu haben, von dem man schon so lange wusste – wir lassen nicht locker: Ein Kaffee und ein Abendessen werden gleich vereinbart. Es ist erstaunlich – oder auch nicht: Er ähnelt Milo, was ich immer annahm und nun bestätigt fühle. So viele Ähnlichkeiten, der Beruf, die Gespräche, Gedanken, Handlungen. Vertraut und familiär und beglückend.
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